Angesichts der großen Resonanz, die die Konzertreihe Barroqueana Venezolana bei Publikum und Musikern fand, begann Efrain Oscher mit einer zweiten Serie von Konzerten, die diesmal Elemente der südamerikanischen Volksmusik mit barocken Formen und Strukturen verbindet. Diese Reihe wurde zwischen 2018 und 2020 für einen Solisten in Begleitung von Streichern und Cembalo oder Gitarre geschrieben. Die Barroqueana Sudamericana Nr. 2 wurde von Efrain Oscher an der Flöte sowie Jorge Paz an der Gitarre und dem Ensemble Nuevo Mundo in Deutschland uraufgeführt. Dieses Stück für Flöte, Streicher und Cembalo porträtiert die Musik aus Uruguay, dem Geburtsland Oschers. Ähnlich wie bei den Barroqueanas Venezolanas verweisen die Tempoangaben in diesen Kompositionen auf den Volksmusikstil oder die barocke Stilvorgabe, auf der der jeweilige Satz basiert. Die Bezeichnung „Allegro Piazzollato“ im ersten Satz spielt auf den argentinischen Komponisten Astor Piazzolla und seinen persönlichen Tango-Kompositionsstil an, der in Uruguay ebenso beliebt ist wie in seinem Heimatland. Hier werden Elemente von Piazzollas Musik wie synkopierte Akkorde und Melodien oder sein „Walking Bass“ mit barocken Techniken wie der Fuge vermischt. Im zweiten Satz, „Zamba Affettuosa“, spielt die Tempobezeichnung auf den argentinischen Volkstanz Zamba an, der sich grundlegend von dem brasilianischen Samba unterscheidet. Die Bezeichnung „Affettuoso“, was so viel wie „liebevoll, zärtlich“ bedeutet, ist eine Hommage an Telemanns Flötensonate in G-Dur. Obwohl die Harmonien in diesem Satz moderner sind, setzen die Streicher einen komplexen, barock anmutenden Kontrapunkt. „Milonga“ ist ein volkstümlicher Musikstil, der in gewissen Variationen sowohl in humorvollen und nostalgischen Volksliedern als auch in Tänzen vorkommt, die auf Tangobällen gespielt werden. Die Tempobezeichnung des dritten Satzes, „Allegro Milonguero“, verweist auf diesen Stil, wie ihn auch der uruguayische Sänger Alfredo Zitarrosa vortrug. Die Eröffnung nutzt die unentschlossenen und dissonanten Einsätze der Streicher über dem ostinaten Flötenmuster, um eine spielerische Atmosphäre zu schaffen. Der Mittelteil, „Poco Meno Mosso“, beschwört die nostalgischen Klänge der Pampa herauf, und der letzte Teil verwendet das berühmte Muster, das Piazzolla in „Libertango“ verwendet, indem er einen Zweiertakt in zwei Dreiergruppen und eine Zweiergruppe unterteilt, um dem Ende des Stückes Energie zu verleihen.
- ISMN: 9790203436102 (M203436102)